Schiff: „Maristrella“ Jeanneau, Sun Odyssey 36i (11,00 m LÜA, Bj 2011) 29 PS
Crew: Burkhard S., Sebastian R., André S., Marko S. (Skipper)
Route: Lavrion – Livadakia/Santorini – Koufonisia – Sifnos – Kithnos – Lavrion ‐‐‐ 286 nm
Das war zunächst mein Gefühl, als sich die letzten Tage vor der Abreise immer mehr abzeichnete, dass wir diesen Urlaub – der ja den verschobenen Mai‐Törn darstellte – wirklich antreten können. Ich weiß nicht, aber ich habe gefühlte Stunden mit der initialen Organisation und anschließenden Umorganisation des Törns (Flüge, Charter, Tour) verbracht. Letztendlich hat sich der Aufwand aber mehr als gelohnt!
Eine kleine Story zu Beginn, welche den Adrenalinpegel auf der Hinreise ausreichend angehoben hatte möchte ich jedoch trotzdem noch loswerden (auch um es für die Zukunft zu konservieren...). Am Vorabend des Abfluges hatten wir alle noch mal miteinander telefoniert, auch um uns gegenseitig abzustimmen und nicht zuletzt an die aktuellen Einreisebestimmungen in Griechenland zu erinnern. Dort musste man im späten Sommer 2020 als Einreisender aus einem anderen EU‐Land (beides derzeit Nicht‐Risikogebiet für Covid‐19) eine Anmeldung bei der griechischen Gesundheitsbehörde („QR‐Code“) haben. Diese erhielt man nach vorheriger Online‐Anmeldung mit nachheriger Bestätigungsmail am Abreisetag automatisiert per Mail zugesandt. Also 3 Schritte. André war so nett und hatte diese bereits im Vorfeld vorbereitet.
Alle sollten selbst ihren Account bestätigen, damit man dann den gültigen QR‐Code zugesandt bekommt. Am Abflugtag hatte einer von uns keinen QR‐Code, was die Durchreise (mit Zwischenstopp in München) zunächst unmöglich erschienen ließ. In Berlin konnte man noch mit dem Versprechen, man hätte einen gültigen QR‐Code reisen. In München mussten wir schon zu härteren Halbwahrheiten greifen und geschicktem Agieren (Ablenkung der Kontrolleure durch einen widerspenstigen und uneinsichtigen Passagier), um den Kollegen quasi ohne diesen QR‐Code mit in Törntagebuch 2020 13den Flieger nach Athen zu bekommen.
Vor Ort war alles halb so wild und wir konnten den Flughafen mit einem schnellen „Gentest“ auch ohne QR‐Code als komplette Crew verlassen. Wie in der Vergangenheit bereits erfolgreich praktiziert teilten wir die Crew in Lebensmittel‐beauftragte und Schiffsübernehmer auf. Das Schiff war leider erst mit erheblicher Verspätung bis in die Dunkelheit hinein zu bekommen, da die Bilgenpumpe noch gewechselt wurde. Viele Punkte auf der Übergabeliste wurden mit dem Hinweis „wenn Ihr morgen was seht, könnt ihr das per WhatsApp senden“ abgehakt. Sollte man nicht machen...aber OK. Derjenige, der uns soviel Aufregung wegen fehlendem QR‐Code verschafft hatte lud uns zum Dank für die Unterstützung am ersten Abend im Restaurant der Marina ein.
Danke Burghardt Vor dem Abschluss des ersten Abends wurde noch eine Sicherheitseinweisung durchgeführt, die im speziellen auf die bevorstehende Nachtfahrt eingegangen ist.
Am nächsten Morgen starteten wir ausgeschlafen in den Tag, frühstückten gemütlich und machten uns gegen 10:00 Uhr auf den langen Weg nach Santorini. Wir sind bewusst nicht in der Nacht losgefahren, da wir das „neue“ Schiff über den ersten Tag zunächst kennen lernen (alle Punkte der Übernahmeliste abchecken) und für die Nachtfahrt entsprechend vorbereiten (Strecktaue anbringen, Navigation und Notrollen durchsprechen) wollten. Einen Haufen Inseln ließen wir an Backbord liegen (Makronisos, Kea, Kithnos) und entschlossen uns nach etlichen Manövern (Segel rein/raus reffen, Wenden, Halsen etc.) gegen 18:00 noch mal auf Serifos im südlichen Hafen Laivadakia halt zu machen, um uns für die Nacht zu stärken.
Allein Burkhard war es vorher vergönnt einen kurzen Auftritt von Delfinen zu beobachten. Die waren schnell wieder weg. Nach dem Anleger gingen wir zum Gyros Essen und einem Bier in einem Restaurant in Hafennähe. Schnell waren wir dann alle ein wenig „down“, weshalb wir beschlossen von 21:00 bis 2:00 Uhr morgens eine Mütze voll Schlaf zu nehmen.
So verließen wir den gut beleuchteten Liegeplatz an der Mole (gegenüber lagen Israelis mit einem Charterkat, die dem Lockdown in Ihrer Heimat entflohen waren) wo wir längsseits fest gemacht hatten mit einem Lehrbuch „eindampfen in die Vorspring“ Manöver und machten uns leise auf den Weg. Was soll ich sagen? Am Anfang sehr aufregend in die Dunkelheit hinein zu fahren, wechselten wir uns beim Ruder gehen ab und hatten dann einen schönen Sonnenaufgang auf See. Spannend war es die Kennungen der einzelnen Leuchtfeuer zu bestimmen und einmal mehr zollte ich den Seefahrern der Vorzeit meinen größten Respekt, wenn Sie ohne „Navionics“ und ggf. mit rudimentären Seekarten in dieser Gegend unterwegs waren. 6:30 mit Beginn der Dämmerung hatte André dann genug und legte sich erstmal hin. Burkhard verwöhnte uns später gegen Mittag mit Salat und Schnittchen und unsere Motivation stieg wieder an. Weitere 2 Inseln später war dann endlich Santorini in Sicht und die Freude wuchs.
Den größten Teil der zweiten Strecke hatten wir den Wind aus Süd (also bis 22kn gegenan) weshalb wir bei 1‐2 Meter Welle viel motorten. Dann eröffnete sich vor uns die Kaldera von Santorini und als wir im inneren nördlichen Teil (La Oia) eine die Möglichkeit zum Anlanden (Dinghi) und auch zum Aufstieg (zu Fuß :o) entdeckten war die Entscheidung schnell gefällt eine der dort befindlichen freien Bojen zum Festmachen zu nehmen. Santorini als Stadt ist sehr touristisch. Selbst ohne die vielen Besucher der wegen Corona ausbleibenden Kreuzfahrer waren doch etliche Urlauber per Flugzeug angereist und in der Stadt reihte sich ein Goldladen neben dem anderen. Trotzdem, der Ausblick ist unbezahlbar...
Wir fanden zum Abend sogar noch ein bezahlbares (jedoch nicht preiswertes...) Bistro auf dem Roof‐Top und es gab dreimal Fisch und einmal Suflaki...
Der Abstieg erfolgte ob der späten Stunde dann bereits im Dunkeln was auch sehr aufregend war. Zurück zum Schiff und ab in die Koje nach 117nm und 22,5h Fahrt.
Der nächste Morgen versprach einen schönen Segeltag mit Sonne und Wind.
Wir starteten den Tag mit Frühstück und Morgenhygiene. Eine Runde schnorcheln war obligatorisch. André weiß nun wo er noch einen Schnorchel „abgelegt“ hat und merkte sich die Stelle (nahe der Boje auf 40m Tiefe ;o).
Das Segeln in der Kaldera brenne sich ich in das Hirn des Seglers, so stand es jedenfalls im Revierführer. Und recht hatte er. Bei gutem Wind nahmen wir den inneren Teil der Insel unter den Kiel und mussten dabei schon mehrfach ein‐ und ausreffen. Alle hatten wir ein wissendes Grinsen im Gesicht als wir den südlichsten Punkt unserer Reise wieder verließen und uns auf den Heimweg machten.
Das Tagesziel Kufonisia lag in 48 nm Meilen Entfernung und wurde schnell erreicht, da wir Halbwind mit bis zu 30 kn und Sonne satt hatten. Toller Segeltag! Wieder mal stellten wir fest, dass auf unseren Windanzeiger (Stärke + Richtung) kein Verlass war. Wir machten mehrere Sonnenschüsse und gefühlte 100 Manöver (am meisten Reffen, rein/raus). In den kleinen Hafen fuhr Burghart rückwärts in den Hafen und wir konnten längs am Kai anlegen.
Selbst in der Nachsaison hätte ich (ohne Corona) erwartet hier vor dem Hafen vor Anker gehen zu müssen. Wir nahmen hier erstmals die Gangway als Pfänderbrett, da wir in Luv des Betonkais lagen. Dabei scheuerten sich die Festmacher des Brettes innerhalb kürzester Zeit durch und es lag bei unserer Rückkehr glücklicherweise an Land neben dem Schiff (Danke an den Unbekannten!).
Ano Konfonisi ist das Kontrastprogramm zu Santorini.
Sehr ruhig, sehr schöne weiße Häuser und Gässchen mit einem schönen Restaurant. Dort gab es lecker Essen (Mixed Grill als Platte vom Chef zusammengestellt) und später einen Absacker in einer anderen Bar mit Ocean‐view und Wunschmusik.
Toller Abend nach einem sehr schönen Segeltag!
9:30 Uhr begann Sebastian den Törn (nach Frühstück mit 2x frischen Brötchen vom Bäcker) mit dem „eindampfen Ableger“ und brachte uns in Richtung Sifnos. Westlicher Kurs bei nördlichem Wind bescherte uns wieder etwas Lage und mehrere Manöver.
Vorbei an Naxos und Antiparos hatten wir wieder einen bunten Straus an Segeln (1./2. Reff, kein Reff usw.) Burkhard kredenzte uns dies Mal lecker Würstchen mit Avocado‐Feta‐Creme. Danke Burkharddeliziös! Ankern in der Bucht Faros (südöstliche Bucht auf Sifnos) neben einem Weltenbummler der mit seiner Familie (Frau und 2 Kindern) in einer 16m Aluyacht (Reinke?) um die Welt segelte.
Der Bootsname „Aldivi“ ließ dann auch auf einen Internetblog schließen, der aussagte, dass er der erste Mexikaner sei, der diesen Törn machte. André erkundete das Unterwasserschiff nun nur noch mit Taucherbrille und weiß nun für die Zukunft auch wo er diese wiederfinden kann (Ankerbucht Faros auf Sifnos... 10 Meter Tiefe ;o).
Nach einem Spaziergang und Sundowner im lokalen Fischrestaurant verbrachten wir den restlichen Abend an Bord und machten Spagetti Arrabiata.
Die vorletzte Etappe sollte uns nun wieder recht nahe an den Ausgangshafen bringen, weshalb wir die Insel Kithnos als Tagesziel auserkoren hatten. Eine lohnende „Doppelbucht“ war im Revierführer beschrieben. Während der Fahrt mit diesmal eher moderaten Winden (10 Kn) war im Vergleich zu den Vortagen eher unspektakulär, wenngleich nicht weniger schön. Die Genua ließ sich irgendwann nicht mehr wirklich einholen und wir mussten dann nur noch mit dem Groß klarkommen.
Das wir seitdem ein offensichtliches Problem mit dem Vorstag hatten wurde uns erst nach dem Anlegen im Heimathafen bewusst. Zunächst sind wir davon ausgegangen, dass wir „nur“ ein gerissenes Genuafall hatten. Zum Glück hatten wir ab jetzt nur noch wenig Wind...
Burkhard und André versorgten uns mit griechischem Salat mit Thunfisch und einem leckeren Joghurt mit Honig und frischen Granatapfelkernen. Super lecker, danke!
An diesem Spot hatte die Corona App 2x gemuckst, was aber nicht verwunderlich war.
Es waren auf jeder Seite der Bucht ca. 50 Schiffe vor Anker und alle lagen recht dicht beieinander.
Ich/wir hatten unseren ersten Schwertfisch der Saison (ich meines Lebens...) welcher wirklich sehr gut geschmeckt hat. Im Dunkeln auf dem Weg zurück zum Schiff hatten wir beinahe Probleme das richtige Dinghi zu finden sind aber wohlbehalten zurückgekommen. Geankert wurde bei diesem Törn übrigens immer mit Sorgleine und Pfänder als Orientierungshilfe. Ich hatte gelesen, dass sei in diesen Gewässern ratsam, um ggf. besser einen hängenden Anker heben zu können. Hat auf jeden Fall nicht geschadet.
Am nächsten Morgen unternahmen wir einen Ausflug zu den im Revierführer beschriebenen nahe gelegenen Thermalquellen.
Dabei trafen wir auf Amerikaner, welche einen Mietskipper auf einem Kat hatten und auch hier urlaubten.
Die Quellen stellten gestalteten sich sehr rustikal was sie aber sehr authentisch wirken ließ.
In Kroatien würde ich darauf wetten, dass man das dort sehr viel gewinnbringender vermarktet hätte. Hier war einfach „nur“ eine Kuhle im Kies die ca. 45° C warmes Wasser speiste, welches dann in die Ägäis weiterfloß. Sagenhaft!
War dann bis auf ein beinahe Auflaufen auf dem Riff vor der südwestlichen Spitze Makronisos eher gemütlich.
Sebastian entdeckte das gerissene Fall und dokumentierte entsprechend.
Das Wetter zeigte sich noch mal von seiner besten Seite, weshalb wir vor dem Tanken und letzten Anleger im Heimathafen noch einen kurzen Badestopp einlegten.
Bei der Boootsübergabe merkte man deutlich, wie angefressen der Eigner/Vercharterer war als er das gerissene Fall und angebrochene Vorstag erkannte.
Sebastian hatte inzwischen eine ordentlich lange Mängelliste erstellt und man kann wirklich sagen zum Ende der Saison hatten wir einige Mängel an dem Schiff gefunden und hoffen, dass diese im Winterlager behoben werden.
Zum Glück blieb, trotz mehrerer Versuche nichts an uns hängen und ich erhielt die vollständige Kaution zurück.
Die Kykladen haben sich uns als abwechslungsreiches zum Teil windreiches Revier mit traumhaften Ausblicken dargestellt.
Ohne Corona sind die zumeist kleinen Häfen bestimmt immer schnell voll, weshalb man hier auf Ankerbuchten setzten sollte.
Die Jeanneau war mit Photovoltaik usw. eigentlich gut ausgestattet, wenn die anderen Dinge (Genua, Rollreff, Windmesser/Richtung, Bilgenpumpe, teilw. hatte auch der Autopilot Probleme usw.) funktioniert hätten.
Nach dem Restaurantbesuch am letzten Abend wurde dann die Bordkasse aufgelöst.
Am nächsten Morgen schnappten wir uns ein Taxi und hatten wieder einen Deal für eine Athen‐Tour mit „Gepäckcare“ und anschließendem Transfer zum Flughafen.
Der obligatorischen Stadtbummel in Athen mit Besuch der Akropolis ist immer wieder ein Erlebnis. Burkhard, André und ich hatten dafür noch ausreichend Zeit. Diesmal haben wir sogar eine Sehenswürdigkeit mit tollem Ausblick besucht, auf der wir bisher noch nicht waren (Church of St Georg).Auf diesem außergewöhnlichen Törn habe ich (wir) endlich die Erfahrung der Nachtfahrt machen können und wieder mal viel gelernt. Die Crew war sehr homogen und seglerisch auf vergleichbarem Level, was nicht zuletzt auch dazu beigetragen hat, dass dieser Törn zumindest für mich unvergesslich bleiben wird.
Vielen Dank! Ein toller Törn, ich hoffe ihr kommt wieder mit.
Käptn´ Schietebüx Marko
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